Samstag, 7. Juni 2008

Das verrueckte Dorf und sein Nonseum

Im hintersten niederösterreichischen Weinviertel, nahe der tschechischen Grenze, dort wo das Land Wellen schlägt, würde man wohl eher rückschrittliche Hinterwäldler als kreative Freigeister vermuten. Eine launige Falschannahme, wie sich herausstellt. Denn hier in der Ortschaft Herrnbaumgarten sieht man die Welt aus einem schrägen Blickwinkel. Der kleine Ort am Rande Österreichs beherbergt das Nonseum und mit ihm den Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen. Klingt nach Nonsens, ist es auch!

Aber wie kam es dazu? 25 Jahre ist es nun her, dass fünf junge Künstler verblüfft bemerkten, wie eine Kellnerin ein mit Gulaschsaft beschmutztes Tischtuch einfach umdrehte um es weiter zu verwenden. Man zog logische Schlüsse und stellte fest, hätte man ein dreidimensionales Tischtuch in Form eines Würfels, könnte man es sechs Mal wenden ohne es zu waschen. Man begann aus schrägen, unausgegorenen, wahnwitzigen, unterschätzten Gedankengängen skurrile handgefertigte Unikate für den täglichen Gebrauch herzustellen. Erfindungen gibt es aus Bequemlichkeit, aus Notwehr oder solche, die man besser gleich hätte bleiben lassen sollen, beispielsweise den halbautomatisierten Nasenbohrer, der einem mit Kurbel und künstlichem Finger erspart selbst Hand anzulegen. Oder die Rundumschere, ähnlich einer Nagelschere ist sie der Rundung des Kopfes angepasst und erleichtert so jedem Friseur die Arbeit. Der praktische Frittatenlöffel kappt automatisch überhängende Nudeln – kein Schlürfen und kein Schmatzen mehr. Oder die Sitzungsbrille mit aufgeklebten Augen. Das Folgen langweiliger Ausführungen des Chefs mit gebanntem Blick wird zum Kinderspiel.

Alles Unikate, die es im Nonseum zu bestaunen gibt. Und die Aktionen der Künstler balancieren immer heiter und fidel zwischen tiefsinnigen Quergedanken, freundlichem Professionalismus und entgegen kommendem Missverständnis. Nonsens ist dabei stets Grundgedanke der Erfinder, weil es einfach mehr Spaß macht im Alltag und auch nicht schlechter funktioniert.
Gäste können handgefertigte Unikate, die stets Erfindungen, die der Mensch nicht braucht, zugrunde liegen, im Herrnbaumgartner Nonseum begutachten. Inspiration für eigene Erfindungen mitzunehmen ist natürlich strengstens erlaubt und empfohlen!