Dienstag, 15. Juli 2008

Hellsehen, Geschaeft mit den Aengsten

Wahrsager und Hellseher werden seit Anbeginn ihrer Existenz in übertriebenem Maße verehrt und gefeiert. Der Wunsch die eigentlich ungewisse Zukunft im Voraus erfahren zu können ist sehr verlockend und viele Menschen, darunter auch berühmte Politiker und Feldherren, konnten und können trotz der breit gefächerten Kritik und Skepsis der rational denkenden Bevölkerung der Versuchung einfach nicht widerstehen und suchen regelmäßig die Dienste eines vermeintlichen Hellsehers auf, der ihnen den richtigen Weg weisen kann. Diese Menschen leiden oft unter großen Ängsten, vor allem vor dem Unbekannten, die sie dadurch zu verlieren versuchen. Und diese Ängste werden mitunter schamlos und heuchlerisch ausgenützt. Der Wahrsager kann durch seine Ausbildung und sein Talent Menschen gut einschätzen und analysieren zu können, welches weniger aus übernatürlichen Quellen entspringt sondern vielmehr intensivem Training in Manipulation und Beobachtung, die Körpersprache des Gegenübers lesen und sich ihm durch langsames Herantasten und unscheinbare Fragestellungen nähern. Viele ängstliche Menschen nehmen die Worte eines Hellsehers für bare Münze und treffen sogar lebenswichtige Entscheidungen auf Basis von Weissagungen, ohne das Gehörte dabei hinterfragen zu wollen. Das Wahrsagen spiegelt die Hoffnung und den Glauben wieder, an eine übernatürliche Möglichkeit das Ungewisse und die unbekannten Gefahren in der Zukunft förmlich austricksen zu können und sich selbst von der Angst der Konfrontation mit möglichen Problemen zu lösen.

Krankheiten, Schicksalsschläge, Liebesangelegenheiten und der berufliche Werdegang sind die am häufigsten gefragten Themenbereiche. Viele selbsternannte Hellseher mit übernatürlichen Fähigkeiten erzählen den Menschen genau das, was sie selbst hören wollen. Ob man dieser vermeintlichen übernatürlichen Fähigkeit wirklich Glauben schenken und sein Leben und seine Entscheidungen ernsthaft anhand von dubiosen Vorhersagen bestimmen will bleibt jedem selbst überlassen. Die größte Gefahr ist allerdings nicht die Ungewisse in der Zukunft, sondern die Leichtgläubigkeit der Menschen selbst, die einem Pendel oder einem Satz Spielkarten mehr vertrauen, als ihren eigenen Instinken und Gefühlen.