Dienstag, 6. Juli 2010

„Zufriedenstellende Arbeit liefern“ bedeutet im Arbeitszeugnis ganz und gar nichts Gutes

Dass das Zeugnis, das man bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses erhält oder verlangen sollte, ziemliche fiese Hinweise liefern kann, die dem nächsten Arbeitgeber einen codierten Aufschluss über die Leistungen und den Charakter eines Angestellten geben, wissen so gut wie alle Personen, die sich schon einmal mit dem Thema „Arbeitszeugnis“ auseinander gesetzt haben. Aber es gibt noch mehr versteckte Hinweise in so einem Zeugnis, an die man überhaupt nicht denkt, wenn man nicht einmal darauf aufmerksam gemacht wurde. So sind nicht nur die Formulierungen der Leistungen und des Eindruckes, den der Arbeitgeber machte, wichtig. Nein, noch wichtiger sind die Eigenschaften, die eben nicht erwähnt wurden! Bestimmte Eigenschaften sind in bestimmten Berufen besonders wichtig. Ein Grafikdesigner sollte etwa kreativ sein. Wird dieses Attribut im Arbeitszeugnis mit keinem Wort erwähnt, so schließt der Arbeitgeber, bei dem man sich als nächstes bewerben möchte, daraus ganz einfach, dass eben keine Kreativität vorhanden ist. Wer in einem Zeugnis nicht als engagiert bezeichnet wird, was in vielen Berufen, die eigenständiges Arbeiten verlangen oder in denen der Gewinn des Unternehmens von der Leistung abhängig ist, der darf sich nicht wundern, wenn die Anstellungen in dieser Branche aus bleiben. Am besten überlegt man, welche Eigenschaften absolut nötig sind, um einen Beruf auszuüben. Ein Buchhalter sollte „sehr sorgfältig“ sein und so weiter. Man kann zwar keinen direkten Anspruch darauf erheben, dass der Arbeitgeber das Zeugnis umschreibt, man kann aber etwa verlangen, dass bestimmte Leistungen, die man erbracht hatte, noch einmal überdacht werden. Und so auch weitere Fähigkeiten in das Zeugnis nachgetragen werden. Wer eine Formulierung in seinem Arbeitszeugnis entdeckt, die negative Auslegungen zulassen könnte, kann aber sehr wohl um eine Korrektur bitten. Viele Fachbücher und Nachrichten helfen auch weiter, den Code, mit dem Zeugnisse geschrieben werden, als Laie beziehungsweise Angestellter zu entschlüsseln. Denn wer „Arbeit zur Zufriedenheit“ des Arbeitgebers erledigt, der hat den Arbeitgeber ganz und gar nicht zufrieden gestellt und hätte in Schulnoten eine knappe vier bekommen…